
“Es klappert die Mühle am rauschenden Bach…” – Ja aber wir haben in Lübbs doch eine Windmühle? Zwei neue Müller an der Mühle in Lübbs
Das stimmt zwar so – heute – aber das war auch schon mal anders: Ganz früher gab es in Lübbs eine Wassermühle, mit Mühlenbach und Stauteichen. Bis um etwa 1860 herum. Lange ist’s her. Dennoch, mit beiden Arten der Wind- und Wassermühlen haben sich Bernhard Wellbrock und Jörn Sackewitz ein Jahr lang im Zuge der Ausbildung zum sogenannten “Freiwilligen Müller” beschäftigt.
Im März 2022 begrüßten uns die Ausbilder am ersten Tag in der Wassermühle in Bruchhausen-Vilsen mit einem obligatorischen: “Glück Zu!” Es begann ein intensiver Lehrgang mit etwa 160 Unterrichtsstunden in Theorie & Praxis, an denen 11 Kursteilnehmer im 14-tägigen Rythmus an unterschiedlichen Mühlen in der Region teilnahmen. Es wurden in dieser Zeit Sach- und Fachkundig viele Grundkenntnisse vermittelt, die mit dem Betrieb und der Unterhaltung von Mühlen und dem ganzen drum herum zusammenhängen. Wertvolles Know-How aus der langjährigen Berufserfahrungen in der Berufsmüllerei und im Bäckerhandwerk von Hans-Hermann Bohlmann, Johan Hüneke und Franz Cloer helfen dabei, das Wissen um die Historie und die Technik zu erhalten. So wurde neben der sicheren Inbetriebnahme (und anhalten) der Mühlen und Mahlgänge und den vielen Berufstypischen Gerätschaften auch auf die Getreide-, Schädlings-, Holz-, Wetterkunde eingegangen, UVV und Brandgefahren, Denkmalschutzaspekte, das Wind- und Wasserrecht, die Geschichte der Landwirte & Müller seit der Frühzeit bis heute, Pflanz- und Erntezeiten, Transportwege, Mühlenbauer, Futtermittel- und Feinmüllerei, welchen Einfluß die Kartoffel und später die fortschreitende Industrialisierung mit Verbrenner- und Elektromotoren auf das Müllerhandwerk hatte.
Am 25. März 2023 war es dann soweit, der Tag der Wahrheit… Prüfungsstress 😉 Knapp 60 Fragen aus dem 180 Fragen umfassenden Prüfungsfragenkatalog waren handschriftlich vor der Prüfungskommission zu beantworten und im Anschluß wurden auch noch einige praktische Elemente vom auswärtigen Prüfer Jan Eicklenborg aus Leer an der Windmühle in Emtinghausen geprüft. Was fehlte war der Wind… Auch ein Umstand mit dem die Müllerei sich früher schon zu arrangieren hatte: Gab es Arbeit – gab es Wind / Wasser? Die Unbeständigkeit beim Wind ist nicht erst heute in Zeiten von Energiewende und Groß-Windkraftanlagen (diese werden landläufig ja auch schon mal “Windmühlen” genannt, nur mahlt da nix…) ein wichtiges Thema. Und ebenso extreme Trockenheiten… geringe Wasserstände in Zuläufen und Stauteichen, “denn haste kein Wasser im Teich dann kannste nix mahlen”… klingt komisch, iss aber so. Ja dazu haben uns die Wassermüller (teils sind Mühlen auch mit Turbinen oder Archimedischen Schrauben zur Stromgewinnung ausgestattet) an den besuchten Mühlen auch einiges erzählen können. In der Ausbildung wurden alle Sinne bedient, sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen… das hätte man vorher so auch nicht erwartet. Am 01. April trafen sich die Lehrgangsabsolventen, Ausbilder und Vertreter der VHS Diepholz mit Partnern abschliessend dann noch im Hotelrestaurant Forsthaus Heiligenberg in Bruchhausen-Vilsen, unweit der beiden Wassermühlen um in einem schönen Rahmen die Lehrbriefe zum Freiwilligen Müller zu überreichen. Das Jahr ging schnell vorbei, wir haben viel gelernt, viel Spaß gehabt und nun die Freude daran das Erlernte auch an der “Griesen Grauen” hier in Lübbs anzuwenden um den Mühlenverein beim Erhalt unseres Juwels tatkräftig zu unterstützen. “Glück Zu!” von Bernhard & Jörn

Jahreshauptversammlung 2023
Das Protokoll der 23. Mitgliederversammlung vom 17. März 2023
10. November 2022 “Wir haben Zuwachs bekommen” 🙂 Eine sogenannte Windfege mit Handkurbel zur Getreidesichtung (Wikipedia gibt dazu noch viele andere lokale Bezeichnungen wie sie Müller & Landwirte in den Regionen verwendet haben… Rotationsworfelmaschine, auch Windfege, Staubmühle, Kornfege, Windsichte, Fegemühle, Blähmühle, Getreidewinde, Getreidewehe oder Getreideputzmühle…. und eine Beschreibung zur Funktionsweise. Wen es genauer interessiert, hier kann man etwas nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Rotationsworfelmaschine und in Aktion zu sehen in einigen Videos auf YouTube) und ein Strohhäcksler (“Gsottschneider”) mit einer Riemenscheibe zum Antrieb mittels Treibriemen… beides Geräte aus der Kategorie “old school” und einige Jahrzehnte alt, vermutlich in den 50’er Jahren gebaut oder noch davor. Vielen Dank insbesondere an Joachim Kriete für die zur Verfügung gestellte Transportlösung und Danke an Anna-Lena Stelljes für die spontane Hilfeleistung beim Abladen, logistisch ging das Hand-in-Hand, so soll das sein… Super 🙂




02. November 2022 der Mühlenstammtisch traf sich (erster Mittwoch im Monat, 19:00 in der Mühlenscheune). Aktuelles und organisatorisches wurde besprochen, denn es geht mit Volldampf in die Jahresendplanung, Weihnachten steht ja schon bald vor der Tür.
25. September 2022 “You name it – we fix it!“
Die beiden “Freiwilligen Müller (in Ausbildung)“ Bernhard Wellbrock & Jörn Sackewitz stiegen der Mühle auf‘s Dach… gut und mehrfach gesichert. Die Kappengalerie war trotz gutem Wetter rutschig wie ein Aal in Aspik und Herrscharen von kleinen (Frucht-?)Fliegen kamen unter den Schindeln hervor… da hiess es auch mal “Klappe halten“ um nicht unnötig viele Proteine zu schlucken. Das Bandeisen wurde befestigt und ragt nun nicht mehr in die Flügelruten. Mission accomplished.



17. August 2022 „Schraube locker?!“
Bei eine Sichtprüfung stellten wir fest das sich ein Bandeisen an der Brüstung der Kappen-Galerie gelöst hatte und nahe der Welle in die Flügel ragte – somit ein Drehen der Flügel vorerst nicht mehr möglich war.


Wie Zeitzeugen und hiesige Quellen berichten: Vor etwa 22 Jahren eigentlich nur als “Provisorium“ im Zuge der Arbeiten an der schmalen Kappengalerie angebracht worden, hält das Geländer bis heute.
Moin an die Websitepfleger.
Endlich tut sich mal etwas. Sehr schön.
@ Jörn: Ich hoffe diese Nachricht kommt an 🙂